Fürs Picknick mit Freunden, für einen ausgedehnten Spaziergang oder abends am Lagerfeuer: Eine warme Sitzunterlage ist Gold wert. Damit sie gut in den Rucksack passt, muss sie leicht auf ein transportables Maß gebracht werden können und noch dazu sehr leicht sein. Ich zeige Euch heute, wie Ihr dieses faltbare Sitzkissen ganz einfach selber nähen könnt.
Wie die meisten von Euch war auch in den letzten Monaten sehr viel draußen unterwegs. Gerade jetzt im Mai ist es ein Erlebnis, wie schnell sich die Natur jeden Tag verändert! Auch das Picknick im Freien habe ich wieder entdeckt – und mich gefragt, warum ich das eigentlich so lange nicht mehr gemacht hatte… das Einzige, was immer leicht unpraktisch ist, ist die Sitzsituation. Feuchte Wiesen, kalte Steinmauern und erdiger Waldboden sind ohne Sitzunterlage ja nicht sonderlich einladend. Vom Wandern kannte ich diese ultraleichten, faltbaren Sitzkissen aus dem Outdoorbedarf, allerdings sind sie in Sachen Stil nicht sonderlich weit vorn.
Also habe ich mir Gedanken gemacht, ob man Sitzkissen für unterwegs nicht auch schöner gestalten kann, ohne Abstriche in der Funktionalität machen zu müssen. Funktional heißt für mich: Das Sitzkissen muss natürlich groß genug sein, um darauf sitzen zu können. Aber so klein, dass man es problemlos transportieren kann. Deshalb muss es auch leicht sein. Und: Es muss vor allem isolieren, um von unten her trocken und warm zu bleiben.
Man kann!
Dieses faltbare Sitzkissen könnt Ihr ganz einfach selber nähen. Es erfüllt all die oben genannten Kriterien – und ich finde, es macht nicht nur im Rucksack, sondern auch in der Handtasche eine gute Figur. Damit könnt Ihr Euch auch mal in der Stadt mit Freunden im Café treffen (wo es ja im Außenbereich oft diese Stühle aus Aluminium gibt, durch die der Wind pfeift), auf dem Spielplatz stilvoll neben dem Sandkasten Platz nehmen oder – sobald wieder möglich – ins Stadion gehen (gerade wenn Ihr dort Stehplätze habt und nicht wisst, auf welcher kalten Steintreppe Ihr Eure Pausengetränk einnehmen könnt, werdet Ihr an mich denken).
Und: Keine Angst vor der Nähmaschine! Das Projekt ist auch für Anfänger völlig geeignet. Los geht’s!
Material
Hier ist das Material, das ich verwendet habe, um das faltbare Sitzkissen zu nähen:
Für das Sitzkissen:
- Beschichteter Baumwollstoff (30 x 40 cm) für die Vorderseite
- Outdoorgeeigneter, wasserundurchlässiger Polyesterstoff (30 x 40 cm) für die Rückseite (Ihr könnt natürlich auch die gleichen Stoffe für Vorder- und Rückseite verwenden)
- Autoscheiben-Thermofolie (die im Winter das Einfrieren der Frontscheibe verhindert; ebenfalls ca. 30 x 40 cm, wobei die Folie in einzelne Segmente geschnitten wird, s.u.)
- Baumwoll-Schrägband (ca. 150 cm lang)
- Gummiband (2 cm breit, 27,5 cm lang)
- farblich passendes Garn
- Trickmarker oder Schneiderkreide
- Maßband
- Näh-Clips zum Feststecken (besser keine Stecknadeln)
- Schere
Für die Tasche zusätzlich:
- Rest der beiden Sitzkissen-Stoffe
- Baumwollkordel (3 mm breit, ca. 46 cm lang)
- passender Kordelstopper (optional)
- kleine Sicherheitsnadel
Und so näht Ihr das faltbare Sitzkissen:
Zunächst schneidet Ihr die Stoffe für die Vorder- und Rückseite auf eine Größe von 30 x 40 cm zu. Diese Größe habe ich gewählt, weil sie für die meisten ausreichend groß in Länge und Breite ist. Aber natürlich steht es Euch frei, die Größe individuell anzupassen.
Legt die Stoffe für Vorder- und Rückseite rechts auf rechts aufeinander (also die Seiten jeweils außen, die später auch zu sehen sein sollen) und fixiert sie am Rand gut mit Näh-Clips. Bitte verwendet dafür keine Stecknadeln, da diese Spuren im beschichteten Stoff hinterlassen könnten.
Das Sitzkissen soll ja faltbar sein, deshalb kümmern wir uns zunächst um diese Faltung. Ich habe mich dazu entschieden, das Kissen später zunächst einmal längs zu falten und im Anschluss die Teile rechts und links eingeklappt werden sollen, so dass das Kissen insgesamt sechs Segmente bekommen wird. Da die Thermofolie später nicht als eine ganze Fläche zwischen Vorder- und Rückseite liegt, sondern in Teilen in die einzelnen Stoffsegmente eingesteckt wird, müssen diese zunächst genäht werden.
Dafür markiert Ihr Euch mit einem Trickmarker oder Schneiderkreide zunächst die Mitte der langen Seite der Rückseite. Steppt entlang dieser Linie mit eine Geradstich (Stichlänge 3,5) fest und verriegelt Anfang und Ende durch kurzes Vor- und Zurücknähen. (Bitte achtet darauf, dass die Stichlänge nicht zu kurz ist, denn der beschichtete Stoff wird duch die Nadel wie perforiert, so dass bei einer zu kurzen Stichlänge die Gefahr besteht, dass die Naht ausreißt.)
Mein Tipp:
Beschichtete Stoffe lassen sich von der Nähmaschine schwerer transportieren als etwa einfache Baumwolltstoffe, außerdem verschieben sie sich trotz guter Fixierung leicht gegeneinander. Aus diesem Grund liegt bei mir der beschichtete Baumwollstoff unten, der Polyesterstoff oben. Mit der linken Hand unterstütze ich – ganz leicht – ziehend den Stofftransport. So bleiben die Stoffe besser da liegen, wo sie liegen sollen.
Anschließend schließt Ihr die Seitennähte der kurzen Seiten knappkantig auf die gleiche Weise. Bei mir hat die Naht einen Abstand von 0,5 cm zum Rand. Auch hier bitte Anfang und Ende der Nähte verriegeln.
Messt den Stoff nun der Länge nach von Naht zu Naht – bei mir waren das 37,5 cm. Diese Länge drittelt Ihr nun und markiert Euch die jeweiligen Stellen (bei mir 12,5 cm sowie 25 cm ab der Außennaht) wieder mit Trickmarker oder Schneiderkreide. Auch diese Linien schließt Ihr mit einem Geradstich (Verriegeln nicht vergessen). So bekommt Ihr insgesamt sechs Segmente im Kissen. Nur die Längsseiten (oben und unten) sind jetzt noch offen:
Jetzt ist die Isolierung dran. Messt dafür sicherheitshalber nochmals die Länge zwischen den Nähten rechts und links sowie von der Mittelnaht bis zur noch offenen Kante (hier zieht Ihr 0,5 cm für die Naht ab, die ja noch fehlt), da es sein kann, dass dieser Abstand durch das Nähen doch etwas verrutscht. Bei mir war es eine Fläche von 12,5 cm Breite und 14,5 cm Höhe.
Damit sich das Kissen später besser falten lässt, sollte die Thermoeinlage rundum einen Abstand von 0,5 cm zu jeder Naht haben – in meinem Fall muss ein Thermofolien-Segment also 11,5 x 13,5 cm groß sein. Das schneidet Ihr insgesamt 6x aus…
…und schiebt es in die noch offenen Segmente:
Nun geht es an den Rand. Dafür legt Ihr das Kissen kurz beiseite und kümmert Euch um das Gummiband, das das Kissen später zusammen hält. Da das Kissen gefaltet eine Höhe von 14,5 cm haben wird, sollte das Gummiband ein bisschen kürzer sein. So sitzt es später gut fest und verrutscht nicht. Ich habe deshalb eine Länge von 27,5 cm (gefaltet also ca. 13,7 cm) gewählt.
Das Gummiband faltet Ihr einmal in der Hälfte und näht es am offenen Ende mit einem Geradstich gut zusammen (2-3 x vor und zurück), damit es später nicht ausreißt:
Bevor es ans Einfassen des Rands mit Schrägband geht, könnt Ihr noch die Ecken des Kissens abrunden. Ich habe das gemacht, damit sich das Schrägband später schöner um die Ecken legt und nicht so spitz verläuft. Das ist aber Geschmackssache. Falls Euch das so auch besser gefällt: Messt von jeder Ecke aus 2 cm ab und markiert Euch diese Punkte mit einem Trickmarker. Schneidet nun mit einer Schere die Ecken von Punkt zu Punkt ab, so dass das Kissen anschließend so aussieht:
Auf der Rückseite messt Ihr im rechten oberen Segment außerdem genau die Mitte der noch offenen Kante aus und markiert sie mit zwei Näh-Clips. Das ist die Stelle, an der später das Gummiband eingenäht wird.
Nun folgt das Einfassen des Randes. Ich habe das in diesem DIY schon mal genauer beschrieben – wenn Ihr das noch nie gemacht habt, werft doch einfach mal einen Blick in diesen Artikel.
Faltet zunächst das Schrägband auf, legt es mit der rechten Seite an die offene Kante und fixiert es daran mit Näh-Clips. Achtet darauf, dass die Thermofolie nicht mit festgeheftet wird, sondern weit genug nach innen geschoben ist. Da das Ende des Schrägbands später sichtbar ist, beginne ich damit immer an einer möglichst unauffälligen Stelle, z.B. rechts am unteren Rand. So fällt die Stelle später kaum auf.
Am Anfang lasst Ihr etwa 4 cm frei und beginnt dann, das Schrägband bündig zum Rand festzusteppen (auch hier Anfang und Ende verriegeln!). Die Nadel liegt dabei etwa 1 mm rechts von der Faltung des Schrägbands.
Ihr könnt das Schrägband zwar auch feststecken, ich finde aber, dass es sich am besten frei mit der Hand führen lässt, weil man so flexibler ist. Geht an den Ecken langsam vor und hebt den Nähfuß (bei in den Stoff versenkter Nadel) an, um das Kissen per Hand mit jedem Stich etwas weiter zu drehen. So erhaltet Ihr später eine schöne, gleichmäßige Ecke.
So näht Ihr das Schrägband einmal rundum fest. Achtung, nicht vergessen: An der zuvor mit Näh-Clips markierten Stelle legt Ihr das Gummiband ein…
…und näht es bündig mit ein. Näht an dieser Stelle 2-3 mal vor und zurück, so dass das Band sicher fixiert ist und nicht ausreißen kann.
Seid Ihr am Ende angekommen, hebt Ihr die ca. 4 cm frei gelassenes Anfangsende und näht darunter bis zum Ende weiter. Schneidet das Band am Ende ab und verriegelt die Naht. Anschließend klappt Ihr das Schrägband auf die Vorderseite um und bügelt es (wegen der Beschichtung bitte vorsichtig und nicht ganz so heiß) glatt.
Klappt nun das Schrägband ein und näht es knappkantig auf dem Kissen fest. Dafür beginnt Ihr am Ende der vorherigen Naht und näht sozusagen jetzt in die Gegenrichtung. Als Orientierung fürs Festnähen dient Euch ebenfalls diese erste Naht von der Gegenseite, die Ihr darunter noch erkennen könnt. Wichtig ist, dass sich die Naht auf Vorder- und Rückseite jeweils auf dem Schrägband befindet.
Wenn vorhanden, könnt Ihr auf der Vorderseite seitlich auch noch Euer eigenes Label einnähen.
Seid Ihr hier am Ende angekommen, stehen ja noch die 4 cm vom Anfang über. Klappt das offene Ende ca. 2 cm ein, streicht mit dem Fingernagel über den Knick und näht das Ende dann mit umgelegter Kante fest. Damit ist das Sitzkissen fertig!
Aufbewahrungstasche für das faltbare Sitzkissen nähen
Wenn Ihr möchtet, könnt Ihr noch eine kleine Aufbewahrungstasche für das faltbare Sitzkissen nähen. Ich hatte vom Zuschnitt noch Stoffreste übrig, die sich wunderbar dafür geeignet haben. Ich habe sie zunächst aneinander genäht (natürlich könnt Ihr die Tasche auch aus einem Stück Stoff nähen) und inkl. Nahtzugaben auf eine Größe von 32 x 19 cm zugeschnitten. Wenn Euer Sitzkissen eine andere Größe hat als meines, messt einfach den Umfang des gefalteten Kissens zur Seite und nach oben und gebt jeweils ca. 1 cm an allen Seiten zu.
Für den Tunnelzug habe ich den oberen Rand zunächst 0,5 cm umgeschlagen und (vorsichtig unter einem Geschirrtuch) festgebügelt sowie ein weiteres Mal etwa 1 cm eingeschlagen und diese Kante ebenfalls gebügelt:
Zunächst schließt Ihr (mit einem farblich passenden Garn, hier türkis) den doppelt umgeschlagenen Rand oben für den Tunnelzug mit einer knappkantigen Naht. Die Seiten bleiben offen, um die Kordel hineinstecken zu können. Ein Versäubern des Randes ist aufgrund der Beschichtung des Stoffs nicht nötig, da er nicht ausfransen kann.
Faltet die Tasche rechts auf rechts aufeinander (also die schönen Stoffseiten innen) und schließt die Seiten- und die Bodennaht in einem. Achtung: Den späteren Tunnelzug bitte freilassen! Wenn Ihr genau hinschaut, seht Ihr, dass ich zwei verschiedene Garnfarben benutzt habe, um sie dem Stoff anzupassen. Das könnt Ihr machen, es ist jedoch kein Muss.
Greift in die Tasche hinein und wendet sie auf rechts. Jetzt wird noch die Kordel eingefädelt: Ich habe dafür den oberen Rand ausgemessen, die gemessene Länge verdoppelt und seitlich jeweils 6 cm hinzugerechnet, damit sie etwas übersteht. So kam ich auf eine Kordellänge von 46 cm, auch das kann bei Euch natürlich abweichen.
Fädelt die Kordel an einer kleinen Sicherheitsnadel auf und schiebt sie durch den Tunnel, bis die Kordel auf der anderen Seite wieder zu sehen ist. Nun schiebt Ihr noch einen farblich passenden Kordelstopper auf die Enden und verknotet diese miteinander.
Fertig!
So einfach ist es, das faltbare Sitzkissen to go selbst zu nähen. Es erfüllt alle Anforderungen, hält warm und trocken, ist leicht und klein genug für Handtaschen und schmale Rucksäcke und sieht dazu einfach gut aus.
Was meint Ihr?
12 Kommentare
Sehr gute Anleitung. Vielen Dank für die Inspiration. Nun bin ich immer gewappnet und kann mich fix irgendwo hinsetzen ohne einen kalten Poppes zu bekommen.
Hallo Nancy, danke Dir! Freut mich sehr, dass Dir die Anleitung gefällt. Ich nutze das Kissen auch gern, wenn ich im Wald unterwegs bin und zwischendurch mal eine kleine Pause mache. 🙂
Hallo Veronika,
ich hab dieses Faltkissen samt Täschchen sehr gut hinbekommen. Für das Isoliermaterial habe ich Meterware bei Fritz Berger bestellt, da ich mehrere Menschen mit diesem Sitzkissen beglücken werde und zusätzlich noch eine Isolierung für unsere Wohnmobilfenster nähen möchte. Das ließ sich gut verarbeiten.
Eine tolle Anleitung!!!
Herzlichen Dank und liebe Grüße
Billa
Liebe Billa, das ist eine tolle Idee! Bei uns ist es auch ab und zu im Camper im Einsatz. Mir ging es genauso: Das Material lässt sich einfach super verarbeiten, damit macht es gleich doppelt Spaß. Freut mich auch, dass es so vielseitig im Einsatz ist!
Herzlichen Dank für die tolle Anleitung. Ich habe das Sitzkissen inzwischen mehrfach verschenkt in einem Reisebeutel mit Nackenhörnchen und Schlafbrille. Es kam immer gut an. Meine erwachsenen Kinder, die kleine Kinder haben bekommen auch welche. Dann ist es auf dem Spielplatz nicht immer so kalt auf der Bank. Und meine waldkinder haben sich auch schon eins gewünscht. Nochmal vielen Dank!
Hallo Billa, ja, ich wurde auf dem Spielplatz auch schon auf das Sitzkissen angesprochen. Eltern freuen sich auch als Geburtsgeschenk immer wieder darüber. 🙂
Tolle Idee für gross und klein. Ebenfalls sehr praktisch, um sein Festkleid vor rauhen Sitzoberflächen zu schützen. Danke!
Hallo Rosemarie,
ja, das stimmt, gute Idee! Ich habe damit schon kalte Bänke auf dem Spielplatz gewärmt, nassen Moorboden von der Kleidung abgehalten und Picknicks bequemer gestaltet. Die Sitzkissen passen einfach immer!
Hallo Veronika, das Sitzkissen hört sich wirklich gut an. Danke für die Inspiration und Anleitung! Kannst Du einschätzen wie hoch ungefähr Kosten- und Zeitaufwand für ein Kissen sind? Bin Nähanfängerin aber bräuchte wenn dann mehrere Kissen…Danke und LG, Mareike
Hallo Mareike,
freut mich, dass es Dir gefällt! Der Kostenaufwand ist nicht hoch, denn Du benötigst für Ober- und Unterseite je nur 30 cm Stoff in der Länge. Da Stoffrollen normalerweise 140cm breit sind, kannst Du aus diesen 30 cm also mindestens je 3 Stoffstücke schneiden. Wenn Du Nähanfängerin bist, brauchst Du anfangs wahrscheinlich am meisten Zeit für das Aufnähen des Schrägbands, aber auch das wird Dir bald deutlich schneller von der Hand gehen. Es ist wirklich ein gutes Anfängerprojekt, mit dem Du schnell viel Freude machen kannst. 🙂 Ich versuche, bald auch noch eine Version ohne Schrägband zu veröffentlichen, das funktioniert gerade für Anfänger noch einfacher.
Schreib mir doch gern nochmal, wie es Dir beim Nähen erging!
Legt die Stoffe für Vorder- und Rückseite rechts auf rechts aufeinander (also die Seiten jeweils außen, die später auch zu sehen sein sollen)::::: das ist dann aber links auf links, oder
Hallo Judith, Du hast natürlich Recht, links auf links war gemeint – kleiner Knoten in den Fingern. Ich hoffe, Du hattest Spaß am Nähen!